Dienstag, 24. März 2009

Wer haftet bei Schaeffler?

Mutter und Sohn Schaeffler versuchen in einem SPIEGEL-Interview Pluspunkte für ein Schröpfen des Steuerzahlers zu ihren Gunsten zu sammeln.

Der meines Erachtens wichtigste Punkt wird von den SPIEGEL-Redakteuren zwar oberflächlich angesprochen, aber nicht im Detail vertieft: Die Frage nach der Haftung von Mutter und Sohn Schaeffler:

Hier der entsprechende Interview-Ausschnitt:

SPIEGEL: Beteiligen Sie sich an der Problemlösung? Mit privatem Vermögen?

Georg Schaeffler: Ich suche die Milliarden noch, die angeblich irgendwo liegen.

und weiter

SPIEGEL: Wenn Sie den Staat um Hilfe bitten, ist das keine Privatangelegenheit.

Georg Schaeffler: Einverstanden. Dass im Rahmen einer eventuellen Prüfung von Staatshilfe gegenüber den zuständigen Behörden auch über das Vermögen der Familie gesprochen wird, ist vollkommen logisch. Natürlich werden die Prüfungsstellen alle erforderlichen Informationen bekommen. Aber unsere Steuererklärung müssen wir sicherlich nicht der allgemeinen Öffentlichkeit zugänglich machen.

Man sieht: der SPIEGEL fragt, aber leider nicht hartnäckig genug. Man könnte fast das Gefühl haben, dass hier ein "knallhartes" Interview nur vorgetäuscht wurde.


Das Unternehmen Schaeffler wird in der Rechtsform der "KG" geführt. Im Gegensatz zu einer GmbH oder einer Aktiengesellschaft ist bei einer Kommanditgesellschaft mindestens einer der Gesellschafter als Komplementär voll mit seinem Privatvermögen haftend.

Die Gesellschafter sind:

- Die Mutter Maria-Elisabeth Schaeffler. Ihr gehören 20 Prozent der Schaeffler-Gruppe.

- Der Sohn Georg F. W. Schaeffler. Ihm gehören 80 Prozent der Schaeffler-Gruppe. Er wird auf der Homepage als "aktiver" Gesellschafter der Schaeffler Gruppe bezeichnet.

- und Dr. Jürgen M. Geißinger. Er ist der Vorsitzende der Geschäftsleitung der Schaeffler Gruppe und Vorsitzender der Geschäftsleitung der Schaeffler KG.

Warum fragt der SPIEGEL nicht, wer von diesen dreien voll persönlich haftender Komplementär und wer nur beschränkt haftender Kommanditist ist?

Warum fragt der SPIEGEL nicht, warum dieser Komplementär nicht voll haften soll? Bei jeder kleinen, "normalen" Kommanditgesellschaft in einer solchen Situation ist der Komplementär ruckzuck sein gesamtes Vermögen los.

Soll das etwa bei der Familie Schaeffler nicht gelten? Gibt es in unserem Staat zwei verschiedene Rechtssysteme? Eines, wo die "kleinen" Komplementäre gnadenlos herangezogen werden und eines, wo man für die "Großen" eine politisch motivierte Ausnahme macht?

Das, lieber SPIEGEL, wären die echt harten Fragen gewesen.

3 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

das ging mir auch durch den kopf als ich es lass. ich hatte zwar nur 3 jahre wirtschaftsschule aber das weiss sogar ich noch...aber leider fällt das der DSDS generation nicht auf...

Anonym hat gesagt…

Hab ich mich auch gefragt. Ich verstehs echt nicht mehr. Was ist das für eine Zeitschrift, die auf der einen Seite Neidartikel gegen Erben schreibt (leistungsloses Einkommen, buhu) und alle möglichen Pamphlete und Kommentare gegen "gierige Manager" veröffentlicht und auf der anderen Seite bei einer Milliardärin, die sich verspekuliert hat, mal verständnisvoll nachfragt was denn da schiefgelaufen sei?

Bemerkenswert finde ich auch den extrem unnatürlichen Ton des Interviews. Man merkt deutlich, daß da an wirklich jedem Wort gefeilt wurde um die Message zu delivern.

Zitat:

"Was spielt es für eine Rolle, ob eine Dame bei minus acht Grad einen Pelzmantel trägt? Es sollte um die Sachargumente gehen, und nicht um die Frage, ob man im Büßerhemd erscheint. Ich gebe aber zu, dass ich es dadurch ohne Absicht einigen leichtgemacht habe, hieraus populistisch Kapital zu schlagen."

Botschaft ist hier wohl, daß das unschuldige "Rotschälchen" in seiner naiven Gutherzigkeit einfach nicht geahnt hat, daß die Welt voller böser Wölfe ist. Armes Ding!

Ihr Sohn kämpft derweil gegen die Umstände:

Georg Schaeffler: "Wir haben selbstverständlich negative Szenarien durchgespielt. Doch wenn ein Unternehmer sich allein an dem wenig wahrscheinlichen Worst-Case-Fall orientiert, macht er gar nichts mehr. Am Ende hatten wir dann leider ein Szenario, das man als perfekten Sturm bezeichnen kann."

Klar, nur eine extrem unwahrscheinliche Verkettung von Schicksalsschlägen kann die Übernahme eines dreimal größeren Unternehmens zum Problem werden lassen. Konnte man im Sommer 2008 wirklich nichts von vorraussehen *hust*.

P.S.: Vielen Dank für das nette Kompliment nach meinem letzten Kommentar hier Christoph. Ist schön wenn die Mühe gewürdigt wird.
:)

P.P.S.: Auf den Satz mit dem "Rotschälchen" bin ich sehr stolz, habe auch einige Minuten dran gesessen. :)

NWJAHN hat gesagt…

Dieser Vorgang hat 4 Elemente, die nicht geklärt sind. 1. Herr von Grünberg und Herr Geissinger waren im gleichen Unternehmen tätig. Wird hier eine Rechnung beglichen? 2. Herr von Grünberg hatte Frau Schäffler gegen den Willen von Herrn Wennemer zur Beteiligung an Conti eingeladen. Welche Rolle spielte Herr von Grünberg? 3. Die bekannten Banken hatten Schäffler eine Kreditlinie von bis zu 16 Mrd. Euro eingeräumt. Warum und mit welchem Ziel? 4. Die IG-Metall-Funktionäre spielen jetzt ein undurchsichtiges Spiel. Ist das tatsächlich im Sinne der Mitarbeiter? All diese Punkte hätte der Spiegel abfrgaen können. Doch Frau Schäffler und Sohn geben nur Interviews, die vorher abgestimmt sind.

 
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