Dienstag, 14. August 2007

Lechts oder Rinks?

Die Bemühungen der wenigen deutschsprachigen "Journalisten", die sich überhaupt mit ihm beschäftigen, die Positionen von Ron Paul in die ihnen vertrauten Denkschablonen "rechts" und "links" zu pressen, wirken erfreulich hilflos. Vielleicht wird auch deswegen auf beiden Seiten des Atlantiks so wenig über ihn berichtet. Im Zweifel für die überforderten Schreiberlinge kann man annehmen, daß sie einfach nicht über etwas schreiben wollen, was sie nicht verstehen (was dabei herauskommt, wenn sie es doch versuchen, sieht man ja beim Spiegel).
Amerikanische Beobachter haben durchaus auch Probleme.
Das liegt an den falschen Schubladen. Ron Paul ist weder rechts noch links. Er ist klassisch-liberal. Er ist ein Politiker, der sich nicht am "Teile-und-herrsche"-Spiel beteiligt, am Streit in welcher Form er welche Gruppierung zu Lasten welcher anderen bevor- oder benachteiligen möchte.
So erkläre ich mir zumindest seine Popularität, insbesondere bei der Jugend Amerikas. Es ist einfach ´mal etwas anderes, wenn ein Präsidentschaftskandidat ihnen vor allem eines verspricht: sie in Ruhe lassen zu wollen. Das ist deutlich besser, als nicht gehaltene Wahlversprechen und die Anbiederungsversuche, die inzwischen so selbstverständlich sind, daß ein ehrlicher Politiker zum Exoten wird.
Ron Paul ist gegen den Krieg im Irak ("links"?) aber kein Pazifist ("rechts"?). Er ist persönlich gegen Abtreibung ("rechts"?), ist aber gegen ein zentralstaatliches Abtreibungsverbot ("links"?). Er geht kompromisslos gegen "Big Money" an der Wall-Street vor ("links"), aber nur wenn diese Privilegien haben, die sie sich nicht im freien Wettbewerb selbst erarbeitet haben ("rechts"?).
Er ist gegen die Einkommens- und Inflationssteuer ("rechts"?), aber vor allem, weil er die unteren Einkommenschichten als Leidtragende sieht ("links"?).

Man sollte Verständnis haben, wenn das den vielbeschäftigten Medienschaffenden, die sich als Hofberichterstatter im Licht der Potentaten arrangiert haben, zu kompliziert ist. Mit Barack, Hillary und Mitt wissen sie wenigstens, woran sie sind.

Und wir Freiheitsfreunde dürfen hoffen, daß die konventionellen Politiker zumindest in den USA das Rad überdreht haben und nun eine schöne Abreibung bekommen werden. Es wird schon etwas davon über den großen Teich schwappen. Und wenn es nur Arbeit für unsere Journalisten ist.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Also ein klassischer Liberaler ist Ron Paul bestimmt nicht! Als Sozial-Liberale könnte ich mir nur schwer vorstellen, einen Kandidaten zu unterstützen, der persönlich gegen Abtreibung ist und immer noch keine Konsequenzen aus den ganzen Amokläufen gezogen hat. Wie würde es wohl in Deutschland oder den Niederlanden aussehen, wenn sich jeder an jeder Ecke eine Handfeuerwaffe kaufen könnte ?
Ansonsten vertritt er schon viele liberale Positionen.
Die brauche ich hier ja nicht alle aufzuzählen.
Er ist aber auch gegen einen überbordenen Sozialstaat, nur wie sieht seine Vision da aus ? Würden die Kranken und Schwachen in Ron Pauls USA untergehen, weil sie eben nicht in den Arbeitsmarkt eintreten können, oder würe es eine Art Existenzgeld für sie geben ? Ron Paul ist, wie Liberitäre, oder Radikal-Liberale in NL und DK, oder unsere pragmatisch-liberale D66, wie auch die norwegische Fortschrittspartei, nicht so einfach in ein rechts/links Schema zu pressen. Deshalb hat man in der deutschen Presse auch enorme Schwierigkeiten, diese "richtig" einzuordnen. Und deshalb tauchen diese Parteien und Strömungen auch kaum in den deutschen Medien auf.

 
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