Samstag, 14. Juli 2007

Hat Ron Paul eine Chance?




Die obige Frage stellen sich nicht nur diejenigen, die wie bei der vom DBSFS am 4th of July veranstalteten Sympathiekundgebung in München zum ersten Mal von Dr. Ron Paul gehört haben, sondern offenbar auch viele US-Amerikaner. Das ist verständlich, denn auch in den USA ist Ron Paul bislang ziemlich unbekannt und wird auch dort von den großen Medien bislang weitgehend ignoriert. Die renomierte Washington Times erklärte kürzlich, daß er vom "Unbekannten zum Schläfer" aufgestiegen sei und zitierte "politische Experten", die ihm immerhin bescheinigten, einen inhaltlichen Einfluß auf die republikanische Kampagne haben zu können. Dr. Paul ist nämlich der einzige republikanische Kandidat, der sich offen und vehement gegen den Krieg im Irak ausspricht ("Bring Our Troops Home Now"), ja er ist der einzige ernstzunehmende Kandidat überhaupt, der so klar Stellung bezieht.

Hans-Werner Klausen von der Berliner Umschau bringt es treffend auf den Punkt:

"Und wer glaubt, mit einem demokratischen Präsidenten (oder einer Präsidentin) im Weißen Haus gäbe es einen grundlegenden Wandel des außenpolitischen Kurses, wird ein böses Erwachen erleben. Hillary Clinton oder Barack Obama unterscheiden sich nur in der Rhetorik und in taktischen Fragen von der aussenpolitischen Linie der Bush-Clique. Unter den demokratischen und republikanischen Kandidaten bei den Anfang 2008 beginnenden Vorwahlen gibt es nur drei echte Oppositionskandidaten: Ron Paul (ein „Libertarian“) bei den Republikanern, Mike Gravel und Dennis Kucinich (ehrliche Linksliberale) bei den Demokraten. Alle drei sind in ihren Parteien Außenseiter."


In der Außenpolitik scheinen beide Lager den Kontakt zur Basis verloren zu haben, obwohl angeblich 70% der Amerikaner den Krieg ablehnen. Ron Paul konnte hier bereits viele Punkte sammeln, als er bei einem Fernsehduell mit Rudy "Benito" Giuliani aneinander geriet. Siehe hierzu das Video "Rudy Giuliani vs. Ron Paul" in dem Ron Paul an die nicht-interventionistische Tradition der Republikaner erinnert und die unbequeme und in den USA bislang tabuisierte Wahrheit ausspricht, daß es sowas wie einen "blowback" gibt, also die Außenpolitik der USA ungeplante (negative) Konsequenzen hat.
Der "liberale" (in Deutschland hieße das "sozialdemokratisch" oder "links") Humorist Bill Maher erklärte Ron Paul deswegen zu seinem "New Hero" und lud ihn in seine Talkshow ein, wo Ron Paul soviel Applaus wie kein Republikaner vor ihm erhielt.
Dr. Paul überzeugte auch hier durch seine ruhige, humorvoll-nachdenkliche und zugewandte Art und sein profundes Geschichtswissen.
Man kann sich nun in konspirative Theorien ergehen, wieso die großen US-Medien ihn bislang so ignorieren. Vielleicht liegt es auch einfach daran, daß er nicht so recht in das rechts-links-Schema paßt, was die journalistische Arbeit erschwert, und bisher eben (noch) nicht den Bekanntheitsgrad eines John Mc Cain oder Rudy Giuliani genießt. Bei den Demokraten dreht sich die Aufmerksamkeit schließlich auch nur um Barack Obama (den Liebling der deutschen Presse) und Hillary Clinton.
Allerdings hat keiner der prominenten Kandidaten auch nur annähernd eine so engagierte Unterstützerbasis.
Ron Paul hat 20.000 "Abonenten" beim Online-Videodienst YouTube. Mitt Romney liegt mit 2.416 bei den Republikanern an zweiter Stelle. Barack Obama hat 8.807.
Dr. Paul hat auch 20.677 Unterstützer in 428 Städten in ganz Amerika, die sich bei Meetup.com registriert haben, um bei "grassroots"-Aktivitäten mitzumachen (siehe das Video aus Memphis, bei dem das Treffen über Meetup organisiert wurde). Meetup-Mitglieder haben bisher 1.127 Treffen für Dr. Paul abgehalten, bei denen sie u.a. Schilder basteln und in den Städten verteilen. Barack Obama hat 5.327 Meetup Mitglieder, Mitt Romney 29.
Das ist Unterstützung, die Geld nicht kaufen kann, obwohl Ron Paul auch im Spendensammeln zumindest John Mc Cain überholt hat und da nun an dritter Stelle liegt.


Der nächste öffentlichkeitswirksame Termin wird in Ames, Iowa, beim sogenannten "Straw Poll" stattfinden. Bei dieser unoffiziellen republikanischen Wahlparty am 11. August wird - bildlich gesprochen -Stroh in den Wind geworfen, um zu sehen, wohin es fällt. Die Ron-Paul-Community plant bereits Großes: unter dem Namen "Operation Spooner - Hello Iowa - Freedom Calling"wollen Aktivisten jeden potentiellen republikanischen Wähler anrufen, um Dr. Paul bekannter zu machen. Aus den ganzen USA wollen die Ron-Paul-Fans anreisen. Die großen Sender werden anwesend sein. Rudy Giuliani soll bereits abgesagt haben...

Kurz: die Schwäche der republikanischen Konkurrenz könnte Ron Pauls große Chance sein.

Und WENN seine Anhänger es tatsächlich schaffen, ihn zum Kandidaten der Republikaner zu machen (es kursieren detaillierte Anleitungen, wie das in der Registrierungs- und Abstimmungspraxis zu geschehen hat), dann wird ihn auf einmal jeder kennen.


Und dann sollten sich Hillary und Barack warm anziehen.

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